Schadstoffarm leben im Innenraum

Mehr als 92 Prozent unserer Lebenszeit verbringen wir in Gebäuden. Diese haben somit einen großen Einfluss auf unser Leben und unsere Gesundheit. 20 Prozent aller Krankheiten resultieren direkt oder indirekt aus dem Immobilien- und Baustoffsektor.


Online seit: 08.03.2016 | Themenbereich: Innenausbau
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Schadstoffarm leben im Innenraum

Um beim Bauen und Sanieren alle Möglichkeiten auszuschöpfen für die Schaffung eines gesunden Wohn- und Arbeitsfeldes, bedarf es einiger Bemühungen.

Viele Hersteller von Bauprodukten unterziehen sich mittlerweile einer freiwilligen Kontrolle ihrer Produkte. Hat man sich früher zumeist auf die Einhaltung von gesetzlichen Vorschriften berufen, um sein Produkt anzupreisen, ist man heute ungleich weiter. Der Endverbraucher hinterfragt immer öfter, welche Materialien in Innenräumen Verwendung finden sollen.
Hat man die Entscheidung getroffen, ein Haus zu bauen oder eine Wohnung zu sanieren, steht man vor der Wahl der richtigen Materialien.
Die wichtigen Parameter im konventionellen Wohnbau bei den Anforderungen an Materialien lassen sich relativ schnell zusammenfassen:

• Langlebigkeit
• Funktionalität
• Ästhetik
• Preis

Immer mehr findet ein Paradigmenwechsel hin zur selbstverständlichen Einbindung der Ökologie statt.


Architekt und Planer einbinden

Wer schadstoffarm Bauen möchte, sollte unbedingt sein „Hausbau-Team“ in diese Entscheidung einbinden. Architekten, Planer und Bauträger verfügen über fundiertes Wissen bei der Materialwahl und einen reichen Erfahrungsschatz, welche Materialien sich über viele Jahre bewährt haben und welche sich im Nachgang als ungeeignet (z.B. bei Haltbarkeit und Funktionalität) herausgestellt haben. Jedes Material wird einer kritischen Betrachtung unterzogen und auf dessen Einsatz geprüft. Oftmals gibt es mehrere Alternativen. Letztlich entscheiden Sie als Bauherr, welche Materialien zum Einsatz kommen


Innenraumlufthygiene

Legen Sie besonderes Augenmerk auf jene Baustoffe, die im Innenbereich verwendet werden. Sie wirken sowohl über die Haptik als auch über den Geruch auf uns. Problematische Inhaltsstoffe können unter Umständen noch jahrelang unbemerkt an die Raumluft abgegeben werden und die Gesundheit nachhaltig negativ beeinflussen. Die Qualität der Innenraumluft steht in direktem Zusammenhang mit der Verwendung von Materialien in Innenbereichen. Hierbei steht sowohl bei der Herstellung als auch beim Aufbringen der Schutz des Verarbeiters im Vordergrund.


Lösemittel

Nur wo keine problematischen Stoffe enthalten sind, ist die Entstehung von Problemen ausgeschlossen. Farben, Lacke und Kleber sind klassische Kandidaten für flüchtige organische Verbindungen (VOC = Volatile Organic Compounds). Diese werden in geringem Ausmaß benötigt, um z.B. einen durchgehenden festen Film bei Lacken aufzubauen oder Versiegelungen ausreichend Festigkeit zu verleihen. Der Anteil dieser Verbindungen schwankt mitunter gewaltig. Die Ausdünstung ist in den ersten Tagen am stärksten und kann mehrere Wochen andauern. 

Glykole sind wasserlösliche Lösemittel, die sich ebenfalls in Klebern, Lacken und Versiegelungen finden.
Sie verdunsten langsamer als konventionelle Lösemittel und können zu einer lang anhaltenden Belastung führen.


Formaldehyd

Holzwerkstoffe, Bodenbeläge und Möbel sind häufig immer noch mit Formaldehyd belastet. Die Emissionen wurden in den letzten drei Jahrzehnten deutlich reduziert, trotzdem kommt es häufig noch zu Grenzwertüberschreitungen. In geschlossenen Räumen kann es durch Ausgasung zu einer Kontamination der Raumluft kommen.


Kanzerogene

Asbest ist mittlerweile in den meisten Industrieländern verboten, wird in Entwicklungs- und Schwellenländern jedoch aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen immer häufiger eingesetzt. Vorsicht ist bei Importen geboten!

Dimethylsulfat wird als Rohstoff unter anderem für die Herstellung von Farben verwendet.
NMP (N-Methyl-2-pyrrolidon) ist oft Bestandteil von Abbeizmitteln und Farbentfernern, wird aber auch in Lösemitteln im Parkettlegebereich eingesetzt. Bei der Herstellung von Polyurethan-Schaum (PU-Schaum) und Pigmentdispersionen findet NMP ebenfalls Verwendung.


Fazit

Informationen über chemische Inhaltsstoffe sind in Produkt-/Sicherheitsdatenblättern enthalten, welche Verbraucher im Internet kostenfrei downloaden können. Wenn keine Sicherheitsdatenblätter verfügbar sind, fragen Sie direkt beim Hersteller nach.


Umweltsiegel und Herstellerdeklarationen

Der Blaue Engel als ältestes Umweltzeichen hat sich als wegweisendes Qualitätslabel für ökologischere Produkte weltweit durchgesetzt und wird hier nur beispielhaft erwähnt. Viele weitere Umweltsiegel sind am Markt vertreten. 

Generell kann nicht davon ausgegangen werden, dass Produkte mit Umweltzeichen nachhaltiger sind als solche ohne. Sollten Sie ein bestimmtes Produkt anwenden wollen und sich nicht sicher sein, ob sie damit die richtige Wahl treffen, fragen Sie beim Hersteller nach. Die meisten Hersteller legen Inhaltsstoffe und Herkunft ihrer Rohstoffe bereitwillig offen – auch wenn sie keines der gängigen Umweltsiegel beantragt haben.

Die Beratung zur Verarbeitung gibt es meist gleich dazu. Ein Probeanruf bei verschiedenen Herstellern in Österreich zu Farben, Lacken, Hölzern, Parkettversiegelungen und Dämmmaterialien brachte Erfreuliches zutage: Von zehn Herstellern haben innerhalb weniger Tage neun geantwortet. Sicherheitsdatenblätter, in denen keine ausreichenden Werte oder lediglich Normen zu Inhaltsstoffen angegeben waren, wurden entweder ergänzt oder die Hersteller teilten die exakten Werte mit. Viele erklärten darüber hinaus, warum bestimmte Stoffe nicht oder auch weshalb diese in ihren Produkten schon Verwendung finden.

 

Bildquelle (c) Andrei Schunskiy | Shutterstock.com

 


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