Das Wohnstil Lexikon

Eigenheimbesitzer genießen gern den modernen Komfort, wünschen sich aber auch ein besonderes Flair im Haus. Dazu können historische Stil-Elemente und Accessoires sehr viel beitragen - wenn sie denn gekonnt eingesetzt werden.

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Online seit: 03.12.2014 | Themenbereich: Innenausstattung
Das Wohnstil Lexikon

Wie lassen sich historische Stile in das Wohnen von heute integrieren?

Gründerzeit 
 
Was international schon als Kolonialstil etabliert war, führte in Mitteleuropa ab 1870 zum Gründerzeit-Stil. Die Möbel wurden groß und kompakt. Sie dienten der Verwahrung und Präsentation des deutlich vermehrten Besitzes. Büfet und Anrichte gelten als das "Traumpaar" dieser Zeit, und oft ist dieses auch noch im Familienbesitz vorhanden. Für große Wohnzimmer sind sie immer noch die beste Gestaltungvariante, denn sie schaffen einen Schwerpunkt im Raum. Ihr praktischer Nutzen ist weiter hoch, denn noch nie gab es in europäischen Haushalten so viel zu verwahren wie heute. 
 
 
Jugendstil
 
 
Der Jugendstil um 1900 versuchte mit der Rückbesinnung auf die Natur auch in der Möbelwelt wieder mehr Phantasie zu etablieren. Musterstücke dieser Zeit sind die dekorativen Standuhren, die auch heute noch Ruhe und Behaglichkeit in jedem Raum verbreiten. Kennzeichen des Jugendstil sind kunstvoll verflochtene florale Motive. Selbst als Bild an der Wand durchbrechen sie die geraden Linien der heutigen Wohnwelt. 
Mit der Schnelllebigkeit der industriellen Produktion wurden aus den Stilen Trends. Die Moderne übernahm die ästhetische Regie. Die Mode zählt nurmehr noch nach Jahrzehnten und klassifiziert sie als Retro-Look. Ein letztes schönes Erinnerungsstück an die kunstsinnigen Möbelzeiten sind die Lampen und die Glaskunst der Art Decor aus den 1930er Jahren. Sie verleihen jedem Zimmer einen exotischen Reiz.
 
 
Barock
 
 
Der Aufschwung des Möbelbaus setzte im 16. Jahrhundert ein. Der Barockstil ist geprägt durch geschwungenen Linien, reiche Ornamentik und dekorative Funktion. Im Möbelbau wurde die Kleinteiligkeit zur neuen Errungenschaft: Schubladen statt Sammellager. Möbelstücke wie Kommoden oder Polsterstühle verfügten nicht nur über elegante Formen, sondern waren auch mit Verzierungen übersät. Die barocke Anmutung macht sich heute besonders gut in Kombination mit Zimmerpflanzen. Denn der Stil idealisiert die Natur. Säulen, Gefäße oder Etageren im barocken Stil, die dem Grün im Hause dienen, vermitteln optisch zwischen dem natürlichen Pflanzenwuchs und den geraden Linien moderner Möbel.
Eine Barock-Antiquität kann als Einzelstück jeden Raum aufwerten, indem es ihm einen Prise Leichtigkeit verleiht. Wichtig ist nur, dass das gute Stück freistehend und im farblicher Übereinstimmung zur anderen Einrichtung eingesetzt wird.
 
 
Biedermeier
 
Die Möbel wurden im 19. Jahrhundert zur Domäne des Bürgertums. Verbunden damit war ein Paradigmenwechsel hin zum Gebrauchswert - ganz im fleißigen Bürgersinn. Dieser erfreute sich zwar weiter an ornamentiven Möbeln, ordnete die dekorativen Elemente aber der Funktionalität unter. Das Parade-Beispiel ist der Sekretär, der im Biedermeier zum Multifunktions-Arbeitsplatz, aber auch zum Repräsentationsmittel seiner Besitzer wurde. Für das Home-Office von heute ist er die eleganteste Lösung. Diesen Zweck erfüllen auch Schreibtische, die den Stil des 19. Jahrhunderts nachempfinden, also auch Empire oder Klassizismus.
 
 
Renaissance
 
 
 
Die Welt der Möbel, wie wir sie heute kennen, entwickelte sich erst mit Beginn der Neuzeit. Natürlich gab es auch vorher schon Stühle, Bänke, Tische, Schränke und Betten - aber eben auch nicht viel mehr. Das typische Möbelstück des Mittelalters war die Truhe. In den wohlhabenden Bürgerhäusern der Renaissance gesellte sich ein allgemeines Statussymbol hinzu: der Spiegel. Durch die sprunghafte Entwicklung der Technologie im 15. Jahrhundert wurden Glaswaren zum Bestseller. Spiegel erhielten zum Zeichen ihres Wertes meist einen üppigen und reich verzierten Holzrahmen. 
Natürlich sind historische Stücke selten und teuer, und im Falle der matten Spiegelscheiben wäre auch der Gebrauchswert von vornherein eingeschränkt. Aber selbst Truhen und Spiegel mit Schnitzwerk, wie sie heute hergestellt werden, verbreiten noch den Zauber dieser vergangenen Welt. Truhen sind die idealen Stauräume für Dachschrägen oder Balkenkonstruktionen, die das Aufstellen von Schränken erschweren. Ein opulenter Spiegel in der Diele verbreitet die Aura eines Patrizierhauses. 
 
 

Bildquelle (c) Pixabay.com

Text Nico Bernhagen


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Redaktion Bauwohnwelt