Verändertes Klima

So eine Verschiebung der Jahreszeiten wirkt sich natürlich auch nachhaltig auf die Tier- und Pflanzenwelt aus – und auf den Menschen. Wenn die Blüte früher einsetzt und auch die Blütezeit insgesamt länger dauert, was schon längst bei vielen Bäumen und Sträuchern wie Haselnuss, Erlen, Eschen oder Apfelbäumen festgestellt wurde, hat das auch Folgen für den Menschen. Die sowieso schon leidgeplagten Pollenallergiker sind nun im Frühjahr noch länger betroffen, und bei den Landwirten verschieben sich Aussaat- und Erntezeiten.


Online seit: | Themenbereich: Gartenbau
Verändertes Klima

Veränderte Tier- und Pflanzenwelt

Für die Pflanzen wiederum bedeutet das, dass sie länger Zeit haben, sich fortzupflanzen – was an sich keine schlechte Sache ist. Doch durch ein wärmeres Klima siedeln sich auch Pflanzen in Deutschland an, die weniger erwünscht sind. Sie wandern aus anderen Ländern ein und bringen Eigenschaften mit, denen unsere heimischen Pflanzen oft nicht gewachsen sind, zum Beispiel einen aggressiven Ausbreitungsdrang durch hohe Samenproduktion oder starke Ausläufer und schnelles Wachstum. Wenn die Konkurrenz fehlt, werden schwächere Arten verdrängt. Oft enthalten eingewanderte Arte auch Inhaltsstoffe, die Hautreizungen und Allergien in verstärktem Maße auslösen, wie das bei der Ambrosie, einer aus Nordamerika eingewanderten Pflanze, der Fall ist.


Ein besonders aggressives Wuchsverhalten legen Indisches Springkraut, Staudenknöterich, Herkulesstaude oder Goldrute an den Tag, um nur ein paar zu nennen. Sie sind schon seit einigen Jahren auf dem Vormarsch, und mehrere Bundesländer rufen mittlerweile dazu auf, diese Pflanzenbestände zu vernichten. Indisches Springkraut und Herkulesstaude produzieren ungeheuer viel Samen und erreichen eine Höhe von ein bis vier Metern. Goldrute und Staudenknöterich bilden zahlreiche Wurzelausläufer, an deren Rhizome sich jedes Jahr neue Knospen bilden. Da haben heimische Pflanzen fast keine Chance. Durch die dichten Bestände dringt nur noch wenig Licht zum Boden, schwachwüchsige Pflanzen verschwinden dadurch – nicht nur Stauden, sondern auch Sträucher.

Bei den Tieren machen sich die Klimaveränderungen am deutlichsten bei den Zugvögeln bemerkbar. Sie kehren früher zurück (im Jahr 2004 um durchschnittlich 3,7 Tage) oder fliegen erst gar nicht mehr weg. Dadurch können sie im Frühjahr schon die besten Brutplätze besetzen, die anderen, kleineren Vögeln jedoch fehlen. Das wiederum hat zur Folge, dass einige Vogelarten stark gefährdet sind.
Schon im Mittelalter, lange bevor es Deutschland als Staat wie heute gab, wanderten Pflanzen aus dem Mittelmeerraum oder Kleinasien bei uns ein oder wurden durch die Einfuhr von Früchten mitgebracht. Nach kleineren „Einwanderungswellen“ kam mit der Entdeckung Amerikas 1492 eine sehr große. Botaniker haben dieses Jahr zum Scheidejahr erklärt und unterscheiden vorher schon vorhandene Alteinwanderer (Archäophyten) und danach eingetroffene Neuankömmlinge (Neophyten). Viele Neophyten haben sich unauffällig angepasst und bereichern unsere Pflanzenwelt. Andere wiederum sind so aggressiv, dass sie die heimischen Pflanzen verdrängen – ihnen fehlt der natürliche Feind, etwa konkurrenzstarke Arten oder Insekten, die leider nicht mit eingewandert sind.

 


© bauwohnwelt.at
Redaktion Bauwohnwelt