Acrylfugenmassen - Achten Sie auf Qualität

Tut sich eine Lücke auf, ist die Fugenmasse nicht weit. Doch Achtung: Etliche von Öko-Test getestete Acryldichtmassen sind von minderer Qualität. Manche sind außerdem noch mit giftigen Weichmachern belastet. Doch es gibt auch empfehlenswerte Produkte.


Online seit: 17.08.2015 | Themenbereich: Innenausbau
Acrylfugenmassen - Achten Sie auf Qualität

Risse im Mauerwerk, Fugen zwischen Bauteilen, unsauber gearbeitete Anschlüsse: Um hier den Lückenschluss hinzubekommen, greifen Hand- und Heimwerker gern zur Kartusche mit Fugenmasse. 

Doch Achtung: Acryl- und Silikonfugenmassen sehen zwar ähnlich aus, sind jedoch für unterschiedliche Zwecke geeignet.

Silikone etwa sind sehr elastisch und dehnbar. Deshalb können sie Bewegungen im Bauwerk gut mitmachen und die Fugen dicht halten. Diese Dichtmassen sind wasserabweisend und relativ chemikalienbeständig und daher für Anschlüsse von Dusche und Badewanne sowie Anschlussfugen von Böden geeignet. Auch im Freien kommen Silikonfugenmassen zum Einsatz, weil sie witterungsbeständig sind.

Ihre Schwäche: Silikone brauchen einen Katalysator, damit sie an der Luft fest werden. Dazu setzen Hersteller meist giftige zinnorganische Verbindungen ein. Für Fugen und Fehlstellen in trockenen Bereichen ist Acrylfugenmasse die bessere Wahl. Im Gegensatz zu Silikonfugenmasse lässt sie sich überstreichen – und ist nebenbei auch günstiger. Acrylfugenmassen sind allerdings nicht ganz so elastisch und werden meist als plasto-elastisch oder elastoplastisch ausgelobt. Das heißt, sie können sich nicht komplett in den ursprünglichen Zustand zurückbewegen. Dadurch können sie Spannungen nur zum Teil ausgleichen, wodurch neue Risse in der Fugenmasse oder an den Rändern entstehen können. Acrylfugenmassen mit Lösemitteln härten schnell aus, können dabei jedoch auch gesundheitlich bedenkliche Stoffe abgeben.

Heute werden überwiegend Dispersionsacryle angeboten, die mit Wasser gebunden und geruchsneutral sind. Sie haften gut auf porösen, saugenden Untergründen.

 

Der Test

Von „sehr gut“ bis „ungenügend“ alles dabei. Sowohl in der praktischen Prüfung als auch beim Test der Inhaltsstoffe fallen etliche Produkte durch.  

Voll überzeugen konnte nur das Acryl Lugato Riss- und Fugen-Zu, fünf weitere Dichtmassen sind noch „gut“.

Die Hersteller haben gelernt:  

Im Gegensatz zu früher haben die Labore keine flüchtigen organischen Verbindungen mehr nachgewiesen. Viele im Heimwerkerbereich angebotene Acrylfugenmassen sind lösemittelfrei und wasserbasierend, auch die Produkte im Test. Deshalb benötigen sie Konservierungsmittel, häufig Isothiazolinone, die jedoch in moderaten Konzentrationen vorkommen.

In Acrylfugenmassen stecken Weichmacher, um die Masse geschmeidig zu machen. In fünf Produkten hat das Labor bedenkliche Phthalate nachgewiesen, die in vielen Kinderprodukten verboten sind, weil sie im begründeten Verdacht stehen, wie ein Hormon zu wirken. Die Produkte von Bauhaus, Quick-Mix und Soudal enthalten sie sogar in stark erhöhten Gehalten. In den meisten anderen Fugenmassen fanden sich Ersatzweichmacher. Weil deren Wirkungen noch nicht ausreichend erforscht sind, wertet Öko-Test hier um eine Note ab.

Beim Trocknen verlieren Acrylfugenmassen an Masse und Volumen. Im Test betrug der Volumenverlust bei fast der Hälfte der Produkte mehr als 25 Prozent. Zu viel findet Öko-Test. Denn eine Masse, die schrumpft, kann auch reißen. Auch die DIN-Norm „Einteilung und Anforderungen von Dichtungsmassen“ lässt höchstens 25 Prozent Volumenverlust für Dichtmassen wie die Acrylfugenmassen zu. Eine gute Dichtmasse darf nicht mehr als 25 Prozent an Volumen verlieren, sonst taugt sie nichts. Je stärker die Fugenmassen schrumpften, umso strenger wurde abgewertet.

Die Dichtmassen der Marken Primaster und Pronova sowie das Produkt Acryl von QuickMix zogen sich sogar um mehr als 35 Prozent zusammen. Das ist schlicht schlecht. Überraschenderweise hatten zehn Fugenmassen eine hohe Dehnfähigkeit von über 60 Prozent, eine Eigenschaft, die man bei Acrylfugenmassen gar nicht erwartet. Als völlig unbrauchbar erwies sich jedoch die Soudal Acryrub. Sie riss schon nach kurzem Trocknen von den Seitenflächen ab. Bei den folgenden Dehnversuchen ging gar nichts mehr. Auch wenn bezüglich der Dehnfähigkeit keine hohen Erwartungen bestehen: Das ist dann doch zu wenig. Die Qualität lag weit unter dem, was mit 15 Prozent Dehnung auf der Verpackung und 15 Prozent Volumenänderung im Technischen Merkblatt versprochen wurde. 

Fast alle Acrylfugenmassen enthalten Isothiazolinone, die Allergien auslösen können. Deshalb hält Öko-Test den Hinweis auf eine Allergiker-Hotline auf der Kartusche für unerlässlich. Auf zwei Kartuschen ist kein Mindesthaltbarkeitsdatum zu erkennen. Da die Dichtstoffe nicht ewig haltbar sind, gehört diese Information unbedingt auf das Produkt.

 

Fazit

Geld sparen zu wollen kann am Ende teuer werden. Die beiden schlechtesten Produkte im Test sind zwar recht preiswert, konnten aber lt. Öko-T estweder im Test Inhaltsstoffe und schon gar nicht bei der Praxisprüfung überzeugen. Für die üblichen Anwendungen im Innenraum sind die „sehr guten“ und „guten“ Acrylfugenmassen im Test geeignet. Für Stellen, die immer wieder feucht werden, sollten jedoch Silikonfugenmassen gewählt werden, ebenso bei Fugen, die sich stark bewegen.

 

Bildquelle (c) Greg McGill | shutterstock.com | Öko-Test


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Redaktion Bauwohnwelt