Hanf in der Baubranche

Es gilt die Rückkehr eines alten Bekannten zu feiern: Der Hanf ist zurück. Nicht etwa im Privatanbau oder in der Diskussion um die Legalisierung als Medikament – sondern am Bau. Hanf ist robuster als viele andere Baustoffe. Grund genug, den Naturstoff mit diesem Artikel in den Fokus zu rücken.


Online seit: 14.08.2018 | Themenbereich: Neubau
Hanf in der Baubranche

Ein Blick ins Detail zeigt die hohe Dichte des Materials. Die Fasern sind reißfest, nehmen wenig Feuchtigkeit auf und schützen vor Schädlingen.


Zwei entscheidende Vorteile sprechen für den Einsatz von Hanf am Bau: Hanf ist ein Naturprodukt und fällt damit in die Rubrik der ökologischen Dämmstoffe.


Diese Faktoren sprechen für den Einsatz von Hanf am Bau

Hanf verbindet diverse Eigenschaften, die in der Baubranche nützlich sind:

  • Hanf hat eine geringe Schadstoffbilanz. Weder der Einbau ist ähnlich gesundheitsgefährdend wie im Vergleich dazu der von Glaswolle oder Steinwolle. Auch der Rückbau lässt sich problemlos umsetzen. Sogar die Recycelfähigkeit ist gegeben.

  • Hanf hat eine hervorragende Energiebilanz. Zu Herstellung (binnen etwa vier Monaten) wird wenig Energie benötigt, zur Entsorgung eben so wenig. Wärmdämmung aus Kunststoff hingegen landete erst kürzlich in der Kategorie „Sondermüll“ – wegen dem Flammschutzmittel, das es beinhaltet.

  • Hanf hat eine hohe Reißfestigkeit. Hanfbeton wiegt nur einen Bruchteil vom regulären Beton (etwa ein Sechstel), ist aber deutlicher stärker als regulärer Beton (etwa sieben Mal so stark) und biegsamer (etwa drei Mal so biegsam). Die Stabilität steigt durch natürliche Witterungseinflüsse. Hanf bricht nicht, wenn sich die Erde bewegt. Auch Dehnungsfugen müssen nicht eingehalten werden.

  • Hanf nimmt nur wenig Feuchtigkeit auf. Die Feuchtigkeit, die absorbiert wird, wird selbstständig wieder abgegeben. Das verhindert Pilzbefall und Schimmelbildung.

  • Hanf schützt auf natürliche Art und Weise vor Schädlingen. Es enthält kein Eiweiß und ist deswegen entsprechend uninteressant für Insekten.



Hier findet Hanf in der Baubranche Anwendung

Hanf findet in ganz unterschiedlicher Art und Weise Einsatz am Bau, allerdings aktuell nur in recht marginaler Form. Im Hanf Magazin ist die Rede von acht Prozent und einer deutlichen Steigerungsrate, die die Verantwortlichen prognostizieren. Ein Grund dafür könnten die möglichen Zuschüsse des Bundes sein, da es sich bei Hanf um ein reines Naturprodukt handelt. Dafür sprechen aber auch neue Erfindungen rund um den Holzwerkstoff, beispielsweise in der Kombination mit Kalk-Bindemitteln. Die Redakteure des Fachmagazins gehen davon aus, dass 90 Prozent eines Hauses aus Hanffaser gefertigt werden können. Wo Hanf zum Einsatz kommt, verraten die folgenden Praxisbeispiele.

 

Hanf als Dämmstoff


Eine große Menge an Dämmstoffen ist nötig, um ein Haus wärmeisoliert und schallgeschützt zu fertigen. Eine immer beliebter werdende Dämmstoffvariante ist der Hanf.


Hanffasern lassen sich zu Dämmstoffen in den unterschiedlichsten Formen bilden. Sie können zu Platten (zum Dämmen und zum Leichtbau) zusammengefügt werden oder in Faserform als Schüttdammung dienen. Neu ist der Einsatz als Dämmmaterial nicht. Lehmbauten, die es bereits im Mittelalter gab, waren nicht selten ein Gemisch aus Hanf und Beton. Und noch heute setzen viele Häuslebauer auf die dämmenden Eigenschaften von Hanfplatten: Sie dämmen den Schall im Haus. Sie isolieren das Haus. Sie haben eine wärmedämmende Funktion. 

Ganz konkret gesprochen wird zum Trittschall sogenannter Unterlagenfilz verwendet – aus Hanf. Die Schalldämpfungswerte, die so erreicht werden, heimsen gute Noten ein. Die Alternative für Wand, Boden und Dach sind sogenannte Hanfmatten. Eine Dämmschichtstärke von 16 Zentimetern ist aktuell ausreichend, um die Vorgaben der EnEV 2016 zu erfüllen. Weitere Details zu den verfügbaren Dämmmaterialien liefert HempFlax.

So gibt es beispielsweise flexible Hanfprodukte, die der Schall- und Wärmeisolierung dienen und an Wänden, Böden und Decken Anwendung finden. Besonders feuchtigkeitsisolierend sind die Dämmplatten, die fürs Dach und für die Außenfassade verwendet werden. Vliesmaterial auf Hanf sorgt für Dämmung und Federung in einem. Kalkgebundener Hanf findet als Alternative zu Beton oder Ziegeln Anwendung.

 

Hanfbeton ist ein Mischstoff

Den Namen „Beton“ hat sich der Hanfbeton lediglich vom Beton geliehen. Betonartig ist beim Hanfbeton vor allem die Standfestigkeit. Um Hanfbeton zu erhalten, werden die Schäben (das Innere des Hanfstengels) mit Wasser und Kalk aufgemischt. So vorbereitet dienen sie zum Fundament- oder Wandbau. 

Wie eingangs bereits in der Liste der Vorteile aufgeführt wurde, zeichnet sich Hanfbeton durch eine enorme Stärke aus und bleibt dabei dennoch biegsam. Hanfbeton ermöglicht ein Energieeinsparpotenzial zwischen 50 und 70 Prozent. Dies ist auf die Eigenschaft des Hanfbetons zurückzuführen, sich selbst kühlend zu regulieren und dennoch Hitze speichern zu können. Den Flamm- bzw. Brandschutz liefert Hanfbeton direkt mit – und zwar durch die mineralische Einbindung im Fertigungsprozess. Im seltenen Fall, dass der Hanfbeton dennoch Feuer fängt, ist die Rauchentwicklung vergleichsweise ungefährlich. Giftige Schwefelgase werden nicht freigesetzt.

 

Aus Hanf werden Hanfziegel

Die Verbindung von Hanf und Ziegeln kann auf mehrerlei Art und Weise zutage treten. Zum einen kann Hanfpulver, angerührt mit Wasser, für Ausbesserungsarbeiten an Ziegeln und Sandsteinen verwendet werden. Damit tut sich Hanf als der Werkstoff hervor, der für Sanierungsmaßnahmen gern genutzt wird. Auch die Herstellung neuer Ziegeln ist mit dem Einsatz von Hanfpulver durchaus denkbar. 

 

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Redaktion Bauwohnwelt