Sprach der Held zum Fuchs: Miete runter!
Dass die Mieten in Österreich immer weiter steigen ist schon lange kein Geheimnis mehr. Sogar in deutschen Metropolen lebt es sich günstiger als in Wien. Das ruft natürlich die Politik auf den Plan, der Wunsch nach einer Mietrechtsreform ist groß.
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Bisher konnten die Parteien allerdings noch keine Einigung erzielen und lassen damit Mieterschutzorganisationen boomen.
Private Player
Was die Mieter an jedem Monatsanfang schmerzt, ist das Business sogenannter Prozessfinanzierer. Sie nennen sich selbst Mietfuchs, Mietchecker oder Mieterunter. Ihr Ziel ist immer dasselbe: eine Mietzinsreduzierung für ihre Kunden. Im Gegensatz zu traditionellen Mieterschützern wie dem Mieterschutzverband, bezahlt man bei den privaten Prozessfinanzierern keine regelmäßigen Mitgliedsbeiträge. Die Zahlen klingen toll. Auf Facebook werben Junge und Alte mit großen Schildern für die Portale: „Mein Vermieter musste mir 4.200 Euro zurückzahlen.“ Oder „Mein Mietpreis in einer 60-Quadratmeter-Altbauwohnung ist jetzt um 210 Euro geringer.“
Klicken für die Mietreduktion
Der Weg zur günstigen Wohnung beginnt bei einem Großteil der Prozessfinanzierungsunternehmen mit einem einfachen Online-Formular. Aktueller Mietzins, Wohnungsgröße, Wohnort eintippen und fertig. Die Auswertung flattert dann direkt ins E-Mail-Postfach. Für einen 50 Quadratmeter großen, befristeten Altbau im 16. Bezirk käme man bei einem aktuellen Mietzins von 750 Euro auf eine Reduzierung um rund 200 Euro. Das beeindruckt natürlich. Genau wie die Vorabschätzung kann man eine Vermessung vor Ort mit ein paar wenigen Klicks bestellen. Für den finanziell geplagten Mieter bleibt auch das noch kostenlos. Die Experten der selbsternannten Mieterschützer analysieren das Ergebnis der Vermessung sowie den Mietpreis und bieten ihrem potentiellen Kunden dann die Finanzierung des Verfahrens vor Gericht oder vor der Schlichtungsstelle an.
Billig heißt nicht gleich billig
Irgendwo muss da doch der Haken sein? Sobald der engagierte Rechtsbeistand die gewünschte Mietreduktion und gegebenenfalls sogar eine Rückzahlung für den Mieter erstritten hat, muss man doch bezahlen. Bei Mietheld und Co. sind das aktuell zwischen 30 und 40 Prozent des erstrittenen Wertes. Kostenlos ist der Service für den Mieter damit nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Ein großer finanzieller Vorteil entsteht nicht für jeden Kunden. Gerade bei geringen Streitwerten rechnet sich die Unterstützung durch die Prozessfinanzierungsunternehmen kaum.
Alternativen
Was die Prozessfinanzierer anbieten, kann jeder Mieter grundsätzlich alleine bewerkstelligen. Besonders, wenn das Verhältnis zum Vermieter eigentlich gut ist, sollte zuerst das persönliche Gespräch gesucht werden. Wenn dieses keine Wirkung zeigt, lohnt oftmals der Gang zu Mieterschutzvereinen. Zwar erheben diese die erwähnte regelmäßige Gebühr, sie beläuft sich aber inklusive der Einschreibegebühr auf nie mehr als 100 Euro. Ein Alleingang vor Gericht ist natürlich ebenso jederzeit möglich, aber für den Mieter mit einem hohen zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden.
Redaktion Bauwohnwelt