Drei Mythen zu Naturdämmstoffen im Fakten-Check

Ökologische Naturdämmstoffe haben sich bei der energetischen Sanierung zu einem Mythen umrankten Trend-Thema entwickelt, mit dem sich noch immer nur die Wenigsten wirklich auskennen. Zeit für einen Fakten-Check.


Online seit: 30.04.2019 | Themenbereich: Baustoffe
Drei Mythen zu Naturdämmstoffen im Fakten-Check

Mythos 1: Naturdämmstoffe haben weniger Wirkung

Unter den Materialien mit Dämmeigenschaften sagt man nachwachsenden Rohstoffen wie Flachs, Hanf, Holzspäne, Zellulose und Kork vielerorts vergleichsweise geringe Wirksamkeit nach. Bei der Stoffwahl wünschen sich Bauherren möglichst niedrige Wärmeleitfähigkeit, damit hohe Dämmeigenschaften garantiert sind. Liegt die Wärmeleitfähigkeit eines Baustoffs unter 0,05 W/(mK), ist von effizienter Wärmedämmung die Rede.


Entgegen weit verbreiteter Meinungen bewegen sich alle ökologischen Naturdämmstoffe bis auf Schilfrohr und Strohballen unter dem genannten Wert und weisen davon abgesehen hohe Wärmespeicherfähigkeit auf. Dadurch sorgen sie nicht nur für winterlichen Wärme-, sondern auch sommerlichen Hitzeschutz. Letzteres gilt beispielsweise für Holzfaserdämmplatten, die sich insbesondere im Dachbereich bewährt haben.

 

Mythos 2: Naturdämmstoffe haben eine kürzere Haltbarkeit und sind nicht wiederverwendbar

Für konventionelle Dämmstoffe geben Hersteller im Durchschnitt eine Lebensdauer zwischen 25 und 50 Jahren an. Abhängig vom Einsatzort ist auch eine längere Haltbarkeit möglich. Entgegen der verbreiteten Kritik halten Naturdämmstoffe genauso lange, sofern neben einer fachgerechten Installation Maßnahmen zum Feuchtigkeitsschutz erfolgen. Wer Naturdämmstoffe wie Zellulose als geflockte Materialien in Schütt- oder Einblasdämmungen verbaut, kann das Material nach dem Rückbau außerdem wiederverwenden.


Auch Stoffe wie Schafswolle in sortenreiner Form gehören zu den wiederverwendbaren Materialien. Sind Dämmungen dagegen in Wärmedämm-Verbundsystemen mit Putz und Anstrich verbaut, lassen sie sich nach Rückbau nur schwer weiterverwenden und zwar unabhängig davon, ob es sich um konventionelle oder natürliche Dämmstoffe handelt. Statt vom Material hängt die Wiederverwendbarkeit demzufolge eher von der Installationsart ab.

 

Mythos 3: Ökologische Dämmstoffe erhöhen die Brandgefahr

Schon bei konventionellen Dämmstoffen befürchteten viele Schwarzseher erhöhte Brandgefahr. So wie sich diese Angst vor Jahren nicht bestätigt hat, gilt sie auch für Naturdämmstoffe als widerlegt. Zwar sind viele ökologische Dämmmaterialien brennbar, aber die Brandschutzverordnung erfüllen sie in Kapselung oder Kombination mit Brandschutzmitteln wie Molke trotzdem. Unter Beachtung der aktuellen Brandschutzregelungen erfolgt der professionelle Einbau zugelassener Dämmprodukte unter Zuhilfenahme sogenannter Brandriegel oder ähnlicher Vorrichtungen, womit für ausreichende Sicherheit gesorgt ist.

 

Hinsichtlich der Baustoffklassen gelten ökologische Dämmstoffe als normal entflammbare Materialien der Klasse B2 und sind somit für einen Großteil aller Anwendungsbereiche als zugelassen. Eine Ausnahme bilden an dieser Stelle hohe Gebäude und solche mit großen Nutzeinheiten. Außerdem eignen sich die meisten Materialien der Klasse B2 nicht zur Dämmung erdberührter Bauteile wie beispielsweise der Kellerdecke oder Kellerwand. Von allen Mythen zu ökologischen Materialien ist der Mythos der Brandgefahr angesichts dieser Einschränkungen vielleicht der nachvollziehbarste, trifft aber trotzdem nicht bedingungslos zu.

 

Fazit: Aufklärung ist wichtig

 

Obwohl sich im Fakten-Check insbesondere für den Mythos der Brandgefahr ein wahrer Kern herausgestellt hat, werden ökologische Dämmstoffe in vielerlei Hinsicht zu Unrecht verurteilt. Fest steht zumindest, dass Dämmungen aus nachwachsenden Rohstoffen wegen ihrer ökologischen Vorteile hinsichtlich vieler Gesichtspunkte nachhaltiger sind als konventionelle Materialien, so beispielsweise im Hinblick auf:

  • die regionale Verfügbarkeit
  • die Restverwertung
  • den Produktionsprozess
  • den Primärenergiebedarf
  • die Wiederverwertungskreisläufe
  • die CO2-Neutralität


Angesichts dieser Vorzüge ist es umso wichtiger, für Aufklärung zu sorgen und falsche Mythen als solche zu erkennen.

 

 

Bildquelle (c) auremar | 123rf.com


© bauwohnwelt.at
Redaktion Bauwohnwelt